Dr. Joyce Dreezens-Fuhrke , MPH, Medizinethnologin, Berlin

Die Referentin skizzierte die Grundlagen der „östlichen Medizin“ (Dong Y), die in Vietnam nicht nur bei allen Schichten der Bevölkerung, sondern auch im staatlichen Gesundheitssystem und in der ärztlichen Ausbildung einen anerkannten Status genießt. Da Vietnam rund 1000 Jahre unter chinesischer Herrschaft stand, ist der Einfluss dieser Medizin der stärkste. Dazu kommen lokale Entwicklungen, auch von Minoritäten, wovon es 54 gibt. Nach der Abhängigkeit von China folgte die von Portugal und Frankreich. Nach 1945 stieg die traditionelle Medizin wieder stark im Ansehen, und nach einem kurzen Abfall in den 90er Jahren ist sie heute wieder sehr gefragt.
Dabei kann man 3 Sektoren unterscheiden: Informeller Sektor: Heiler, Wahrsager, Numerologen, Ahnen, Geistliche. Halbformeller Sektor: traditionelle Ärzte, Ausbildung überwiegend in China oder HongKong, und der formelle Sektor: 3715 private Anbieter sind staatlich lizensiert, 19 % der ausgebildeten Ärzte arbeiten in Public Health Centers, und sie betätigen sich in Privatpraxen neben ihrer staatlichen Arbeit. Besonders interessant fanden wir den Einsatz der Modernen Medizintechnik im Kontext von Prophezeiung und Wahrsagerei (z.B. bei Geburt durch Kaiserschnitt).