Dr. Daniel Kofahl, Ethnologe, Sprecher der AG Kulinarik der DGV
« Gesunde Ernährung » – doch was ist gesund? Der Referent führte aus, wie kultur- und gesellschaftsabhängig Ernährung ist. Wollen wir nachhaltig, günstig, gesund etc. essen oder einfach nur um satt zu werden? Kann günstig auch nachhaltig sein, ist teuer auch stets gesund, etc.? Ernährung ist ein Natur- und Gesellschaftsphänomen; was, wie, wo und mit wem wir essen ist kulturabhängig. Bei uns existieren durch Ernährungskulturkontakt mehrere Ernährungskulturen nebeneinander. Essen, so Herr Kofahl, sei auch ein Symbol für sozialen Status. Seit dem Jahr 2000 beobachtet er eine zunehmende Schicht- und Milieudifferenzierung und immer mehr Menschen sei die kulinarische Teilhabe verwehrt.
Der Referent unterschied Nährwert und emotionalen Wert von Speisen, sowie materielle und soziale Ernährungsarmut und deren Folgen.
Globale Verflechtungen zeigte er am Beispiel „Quinoa“: Seit Quinoa – ehemals ein „arme-Leute-Essen“ in Peru – als gesundheitsförderndes „superfood“ den europäischen Markt eroberte, stiegen die Preise vor Ort so rasant, dass es sich die einheimische Bevölkerung nicht mehr leisten kann.
Im Anschluss an den Vortrag entwickelte sich eine rege Diskussion über den normativen Aspekt einer dogmatisch engen „gesunden Ernährung“ trotz allen Bedarfs an besonderen Ernährungsplänen beispielweise für Allergiker und schwer Übergewichtige. Das illustrierte noch den von Herrn Kofahl betonten Bedarf an differenzierteren Studien und öffentlicher Kommunikation über die sozialen und kulturellen Zusammenhänge zwischen Genuss und Gesundheit.